Aktuelles 2024

Netzwerktreffen der KAUSA-Landessstelle Hamburg und Hamburger Ausbildungsakteure: Vertragsauflösungsquote bei Ausbildungen erreicht Höchstwert - wie kann gegengesteuert werden?
 

2022 lag die vorzeitige Auflösungsquote von Ausbildungsverträgen bei 29,5 Prozent. Bei Jugendlichen ohne deutschen Pass liegt sie sogar bei fast 40 Prozent. Mit diesen Zahlen führte die Leiterin der KAUSA-Landesstelle Hamburg Arzu Pehlivan gleich zu Beginn in das Thema des digitalen Netzwerktreffens ein, zu dem die KAUSA-Landesstelle am 14.5.2024 Ausbildungsakteure eingeladen hatte. Die Zahlen verdeutlichten, warum die Wahl für die Veranstaltung auf das Thema Ausbildungsabbrüche gefallen war und die Anmeldezahl von knapp 50 Teilnehmenden unterstrich die Dringlichkeit, über Ursachen für die hohe Zahl vorzeitiger Vertragslösungen sowie über Maßnahmen zu sprechen, die (nicht nur) Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Ausbildung stabilisieren.

In der wissenschaftlichen Analyse von Robyn Schmidt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) stellte dieser dar, das bei einer vorzeitigen Vertragslösung in mehr als 50 Prozent der Fälle kein Ausbildungsabbruch vorliegt, sondern zeitnah ein neuer Ausbildungsvertrag abgeschlossen wird. Unter der Zielgruppe der KAUSA-Landesstelle Hamburg - Azubis mit Migrations- und Fluchtbiografie sowie Erstem Schulabschluss oder ganz ohne Schulabschluss – ist die Lösungsquote erheblich höher als bei denen mit einem höheren Schulabschluss. „Viele mit einem niedrigen Schulabschluss landen dort, wo sie nicht sein wollen, was zu vermehrten Abbrüchen führt“, erläuterte Robyn Schmidt eine der vielfältigen Ursachen dafür. In Hamburg liege die Lösungsquote über dem Bundesdurchschnitt, so der wissenschaftliche Mitarbeiter am BIBB und betonte, dass verschiedene Faktoren dafür ursächlich seien. Beispielsweise hätten Stadtstaaten andere Berufsstrukturen als Flächenstaaten.


In einigen Berufen und Branchen gibt es besonders hohe Lösungsquoten, aber auch die Unternehmensgröße spielt in dem Zusammenhang eine Rolle. Azubis beenden ihre Ausbildung besonders häufig nicht in kleinen Unternehmen. Als Erklärung führte Schmidt an, dass kleine Betriebe nicht so professionell im Personalbereich aufgestellt sind und Gremien wie ein Betriebsrat fehlen. An dieser Stelle brach Hakim Chohbishat vom Ausbildungscoaching der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V., dem Träger der KAUSA-Landesstelle Hamburg, eine Lanze für die kleinen Unternehmen: „Viele zugewanderte Jugendliche haben sich zuerst bei großen Firmen beworben, wurden aber nicht genommen. Deshalb bewerben die sich bei kleinen Firmen und sind froh, dass sie dort eine Chance erhalten.“

Das Schaubild zeigt die Vertragsauflösungsquote von 2010 bis 2022.

„Berufsorientierung ist einer der großen Helfer, um Abbrüche zu vermeiden, leider sind die aber nicht immer vermeidbar“, sagte Alexander Busenbender, Bereichsleiter Berufsberatung Hamburg bei der Agentur für Arbeit. Er rät Eltern, ihre Kinder zu ermutigen, etwas praktisch auszuprobieren, z. B. in den Sommerferien einen Betrieb kennenzulernen. Als stabilisierender Faktor in der Ausbildung hätte sich die längerfristige Unterstützung und Begleitung durch AsAflex (Assistierte Ausbildung flexibel) bewährt. „Die wird immer mehr genutzt, hat sich seit dem letzten Jahr verdoppelt, vielleicht auch zum Aufholen nach Corona“, so Busenbender. Am meisten nachgefragt sei Unterstützung bei der fachtheoretischen Vorbereitung auf Prüfungen, Nachhilfe in Fächern der Berufsschule und die Berufsausbildungsbeihilfe. Die spiele eine große Rolle für diejenigen, die nicht zu Hause wohnen (können), um die Ausbildung zu bewältigen.

Aysel Özdilek von der Hamburger Stiftung für Migranten stellte das Stipendiumprogramm der Stiftung vor. Gefördert werden Azubis mit Migrations- oder Fluchtbiografie, die Schwierigkeiten in der Berufsschule haben. „Die größten Herausforderungen für unsere Stipendiaten sind sprachliche Barrieren, wenn z. B. fachspezifische Texte nicht verstanden werden“, so Özdilek. Das Stipendium sei individuell auf den jeweiligen Stipendiaten zugeschnitten und habe dadurch eine stabilisierende Wirkung auf die Auszubildenden, von der letztlich auch die Ausbildungsbetriebe profitieren.

Zum Abschluss betonte Arzu Pehlivan, dass neben Maßnahmen zur Berufsorientierung auch Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nötig sei. Dies gelte insbesondere für von Migranten geführte KMU, die vor allem auch Jugendliche mit multiplen Vermittlungshindernissen einstellen. „Deren Ausbildungsbereitschaft – das sehen wir auch in der KAUSA-Landesstelle Hamburg, die jährlich 70 bis 80 Vermittlung in Ausbildungsbetriebe hat – ist hoch. Punktuelle Unterstützung reicht aber meistens nicht aus, die KMU benötigen über einen längeren Zeitraum hinweg Unterstützungsangebote“, so Pehlivan. So könne angesichts des Fachkräftemangels sichergestellt werden, dass kein Potential verloren geht.

Das Bild zeigt den Flyer für die Veranstaltung.

Mission Zukunft: Wie geht es mit meinem Kind nach der Schule weiter?

An Info-Tischen und beim intensiven Austausch weden auf dieser Infoveranstaltung Fragen von Eltern zur Ausbildung beantwortet,
z. B.: Welcher Beruf passt zu meinem Kind? Sind Ausbildung und Studium möglich? Für sprachliche Unterstützung in mehreren Sprachen sowie Snacks und Getränke ist gesorgt.
Die gemeinsame Veranstaltung der Handwerkskammer Hamburg und des Projekts Mobil für Ausbildung findet statt am


16.4.2024 von 17 bis 19.30 Uhr
Ort: Jenfeld Haus, Charlottenburger Straße 1, 22045 Hamburg

Anmeldung per e-Mail bei Anna Härtl: a.haertl@uog-ev.de


Schulungen für Eltern mit Migrationsbiografie

Elf Eltern haben an der ersten Schulung des Projekts „Mobil für Ausbildung" (MofA) Anfang 2024 teilgenommen. „MofA“ kooperiert eng mit der KAUSA-Landesstelle Hamburg. Das Projekt wird im Verbund von Unternehmer ohne Grenzen e.V. als Projektträger und der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V. als Teilvorhabenpartner umgesetzt. In insgesamt drei Schulungsmodulen lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die wichtigsten Inhalte zum Thema Ausbildung und den damit verbundenen Karrierechancen. So bekamen sie einen vertieften Einblick in verschiedene Berufsbilder und Bewerbungsprozesse. Das Schulungskonzept wurde gemeinsam mit der KAUSA-Landesstelle Hamburg erarbeitet. Durch die Schulungsinhalte haben die Eltern das Know-how, weitere Eltern über das Ausbildungsthema aufzuklären und zu informieren. Mehr

Blick auf die Teilnehmer im Saal.
Blick auf Podium und Teilnehmer
Logo des Bildungsministeriums
Bildungsketten-Logo
Logo des Bundesinstituts für Berufsbildung
Logo der Hamburger Sozialbehörde

Die KAUSA-Landesstelle Hamburg wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative Bildungsketten.